5. Was ist der Unterschied zwischen Kampfsport / Kampfkunst und Selbstverteidigung?
Kampfsport und Kampfkunst finden in einem klar definierten Rahmen statt: Zwei Personen treten freiwillig und vorbereitet gegeneinander an – meist unter fairen Regeln, mit Schutzausrüstung, Aufsicht und Zeit zur Vorbereitung. Man kennt seinen Gegner, wärmt sich auf, kann Techniken austesten und in den Bodenkampf gehen, ohne unmittelbare Gefahr für Leib und Leben. Der Wettkampf endet, wenn ein Regelverstoß, ein technisches K.O. oder eine Aufgabe (Submission) erfolgt.
In der Selbstverteidigung hingegen gibt es keinen fairen Kampf. Es gibt einen Aggressor – oft überraschend, unangekündigt, manchmal sogar aus dem Hinterhalt – und einen Verteidiger, der kalt erwischt wird. Die Situation ist unkontrolliert, chaotisch, emotional aufgeladen. Ziel ist es nicht zu gewinnen, sondern heil davonzukommen.
Statt in den Bodenkampf zu gehen, geht es darum, sich so schnell wie möglich aus gefährlichen Positionen zu befreien, Distanz zu schaffen und sich in Sicherheit zu bringen. Flucht ist kein Zeichen von Schwäche – sondern ein Zeichen von Intelligenz.
Während im Kampfsport Strategien und Techniken im Voraus geübt und angepasst werden, ist die Straße unberechenbar. Der Gegner ist unbekannt, die Umgebung unkontrollierbar, vielleicht sind mehrere Personen beteiligt – oder Waffen im Spiel.
In der realistischen Selbstverteidigung arbeiten wir zwar auch mit Techniken aus dem Kampfsport – aber sie sind nur ein Teil des Ganzen. Selbstverteidigung beginnt lange vor dem körperlichen Kontakt:
- mit situativer Wahrnehmung,
- mit dem Erkennen von Gefahrensignalen,
- mit mentaler Klarheit,
- und mit präventivem Verhalten.
Ein Konflikt, den man vermeiden kann, ist immer besser als ein gewonnener Kampf.
Unser Ziel ist nicht der Sieg – unser Ziel ist, gesund nach Hause zu kommen.